Stall-Tour bei den Zottelgeissen

Ziegenstall-Tour

Nachdem mein erstes Stall-Tour Video sehr gut bei euch angekommen ist, möchte ich euch heute einen weiteren Stall oder besser gesagt eine Art der Ziegenhaltung vorstellen. Allerdings dieses Mal nicht nur den Ziegenstall, sondern auch den Menschen, der dahinter steckt. Sabina Bircher von Zottelgeiss erzählt euch in einem Interview, wie sie zu ihren Ziegen kam, warum ihr die Grüenochte Geiss so gut gefällt und wie sie ihre Ziegen hält im Berggebiet Adelboden, wo fast sieben Monate lang Winter vorherrscht.

Sabina und die Zottelgeissen

Auf rund 1’450 Höhenmeter wohnt Sabina mit ihrer Familie und den charmanten Ziegen. Sie bietet Ziegen-Trekking-Touren im schönen Adelboden an. Als sie vor ein paar Jahren ihre ersten Ziegen kaufte, schüttelten die Menschen in ihrer Umgebung nur den Kopf. Was den das für seltsame Ziegen seien und was sie denn mit denen wolle. Als sie dann noch die Idee hatte, ihre Herde mit kastrierten Böcken für Trekking-Touren mit Gästen zu erweitern, wurde sie teilweise sogar ausgelacht.

Warum es sich lohnt, an seinen Träumen festzuhalten

Es braucht manchmal eine Weile, bis sich deine Umgebung an eine besondere Idee gewöhnt. Wenn du aber spürst, dass es für dich der richtige Weg ist, solltest du dich davon nicht beeindrucken lassen. So hat auch Sabina an ihrem Traum festgehalten und hat heute eine tolle Herde und könnte im Sommer fast jeden Tag Trekking-Touren machen, so gefragt sind ihre lustigen Zottelgeissen. So hat sich auch die anfängliche Skepsis bald in Anerkennung gewandelt. Denn jemand, der seiner Leidenschaft folgt, etwas Schönes erschafft und dafür auch Hindernisse in Kauf nimmt, verdient Respekt.

Entweder rauf oder runter…

Was man als Flachländer:in gerne vergisst: In den Bergen gibt es grundsätzlich zwei Richtungen – rauf oder runter. Obwohl das für Ziegen ideales Gelände ist, macht es die Ziegenhaltung leider nicht eifach. Denn einen ordentlichen Zaun sollten sie auch am Hang haben. Wenn man viermal den Berg hoch stapfen muss, um all die Stromlitzen für den ziegensicheren Zaun zu ziehen, kommt das einem Workout gleich. Ein guter Zaun ist in den Bergen übrigens nicht nur wegen dem Ausbrechen wichtig, sondern auch wegen dem Einbrechen. Stichwort Wolf…

Du merkst schon, die Ziegenhaltung in den Bergen ist schon anspruchsvoller, als unten im Flachland. Dennoch lohnt es sich. Denn die Ziegen fühlen sich auf den Bergweiden pudelwohl, hüpfen vergnügt die Hänge hoch und runter und die kräuterreichen Bergwiesen sind ideale Kost für die leichtfuttrigen Tiere.

Sommer- und Winterstall

Das Weidhaus, in dem Sabina ihre Ziegen einige schweisstreibende Höhenmeter über ihrem Wohnhaus hält, ist nur im Sommer zugänglich. Im Winter liegt hier so viel Schnee, dass sie die Ziegen im November in einen tiefer liegenden Winterstall bringt. Dort haben sie einen umzäunten, schneefreien Bereich rund um den Stall. Hier können sie sich an schönen Tagen die Sonne auf den Pelz scheinen lassen, während rundherum teilweise mehrere Meter Schnee liegen. Sobald der Schnee gegen Ende April / Mai schmilzt und das erste Gras wächst, dürfen sie wieder in das Weidhaus. Die steile Fläche beweiden sie im Sommer in Kombination mit Galloway-Rindern. So kann eine Weidefläche optimal genutzt werden, die mit Maschinen nicht zugänglich wäre.

Ziegenhaltung ist nicht gleich Ziegenhaltung

Wie hältst du deine Ziegen? Hast du sie auch schon mal im Sommer auf eine Alp gebracht oder wäre das nichts für dich? Wenn ja warum? Ich freue mich auf eure Rückmeldungen zum Video und zu diesem Artikel.

Inspirierender Ziegenstall | Ziegenhaltung

Als Inspiration für Ziegenhaltung, hatte ich schon länger die Idee, nicht nur meinen eigenen Ziegegenstall vorzustellen, sondern auch andere Ziegenställe zu zeigen. Ich habe schon einige traumhafte Ställe gesehen und lasse mich wahnsinnig gerne von den Lösungen und Ideen anderer ZiegenhalterInnen inspirieren. Vielleicht gibt dir diese Serie auch Ideen für deinen Ziegenstall oder kann als Inspiration für neue ZiegenhalterInnen dienen.

Heute möchte ich euch den Stall von Peter und Priscilla vorstellen. Die beiden haben aus einem alten Bauernhaus mit baufälligem Schopf einen wunderschönen Offenstall für ihre Pferde, Zwergziegen, Alpacas, Enten und Hühner gezaubert. Mit viel Kreativität und einem guten Gespür altes mit neuem zu kombinieren, haben sie für ihre Tiere und sich selbst ein kleines Paradies geschaffen – eine richtige kleine Ranch!

Ich finde es vor allem sehr interessant, wie Peter nebst der Ziegenhaltung, einen Stall für alle Bedürfnisse gebaut hat. Es ist nämlich sehr gut möglich, unterschiedliche Tierarten zusammen zu halten, solange jede Partei ihre Rückzugsmöglichkeiten hat und der Stall ihren Bedürfnissen gerecht wird.

Alpacas und Zwergziegen sind eine gute Kombination. Sie vertragen sich gut und haben als Wiederkäuer einen ähnlichen Rhythmus und Bedürfnisse. Laut Peter sind es übrigens die Ziegen, die die Hosen anhaben. Warum erstaunt mich das nicht?… 😉

Die Alpacas und Zwergziegen leben in einem luftigen Offenstall direkt neben den Pferden. Der überdachte Vorplatz ist ein grosser Vorteil für Regentage und wird rege genutzt.

Auch die Enten haben ihren Platz im gemeinsamen Gehege gefunden und gehen gerne bei den “Grossen” vorbei um zu schauen, ob es nicht noch herunter gefallenes Kraftfutter zu schnabulieren gibt. Besonders in Auge sticht auch das neue Hühnerhäuschen auf einem alten Wagen. Praktisch, mobil und sehr hübsch. Sie haben sogar Fensterläden bekommen!

Was mir ganz besonders gefällt, ist dass Peter nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Menschen schöne Sitzplätze eingerichtet hat, damit sie die Gesellschaft ihrer tierischen Freunde auch in Ruhe geniessen können. Dafür hat man sie schliesslich, oder?

Gefällt dir diese neue Serie über Ziegehaltung? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.

Ziegenstall | Ziegenhaltung

Im Ziegenstall gibt es immer was zu tun. Dank dem professionellen Stallzerstörer Wollo und seinem fleissigen Schüler Chico, ist der Ziegenstall ein ewiges Bauprojekt. Man muss vielleicht aber auch anmerken, dass mein Stall schon über fünfzehn Jahre alt ist und vieles einfach unterdessen seine besten Jahre hinter sich hat. Wollo widmet sich der Aufgabe, mich immer darauf hinzuweisen, wo es eine lottrige Stelle hat und welcher Balken endlich mal ersetzt werden sollte.

Nebst dem Bauen von Stallmobiliar, bin ich auch ständig am Überlegen, wie ich den Ziegenstall verbessern könnte: ziegengerechter, arbeitseffizient und wenn immer möglich mit recycelten Materialen, der Umwelt und dem Geldbeutel zuliebe. Und wenn es dann noch hübsch aussieht, hat mein Künstlerherz auch nichts dagegen.

Über Ostern nahmen wir endlich die Bodenbefestigung des Ziegenauslaufes in Angriff. Meine vier Ziegenböcke stehen in einem Offenstall / Auslaufstall und haben 24/7 Zugang zu einer grossen Weide. Sie haben zwei Ställe zur Verfügung und den Auslauf habe ich mit verschiedenen Hochplattformen strukturiert. Das ist wichtig für die Beschäftigung und schafft Ruhe in der Herde, weil die rangniedrigeren Tiere besser ausweichen können. Ausserdem bieten die Plattformen Platz für weitere Futterstellen und Witterungsschutz.

Das Problem bei einem Offenstall ist aber immer, dass der Dauerauslauf sehr schnell zu einer Matschgrube wird. Deshalb habe ich schon früh begonnen, den Boden mit alten Gummimatten zu befestigen. Die Gummimatten mögen die Ziegen sehr gerne zum Liegen. Sie schlafen sowieso fast das ganze Jahr am liebsten draussen.

Allerdings sind die Gummimatten relativ arbeitsintensiv, weil sie halt immer geputzt werden wollen. Deshalb ist ein Teil meines Auslaufs auch mit Holzschnitzel befestigt. Das ist eine gute Möglichkeit, um die Klauen an unterschiedliche Untergründe zu gewöhnen. Holzschnitzel halten aber leider nur ca. ein Jahr, bevor sie sich in Matsch verwandeln.

Deshalb habe ich probehalber einen Teil mit Sand befestigt und festgestellt, dass Wollo diesen tatsächlich bevorzugt als Pinkelplätzchen nutzt. Sand bracht eigentlich eine Drainage-Schicht, damit das Wasser ablaufen kann und er sich nicht zu sehr verdichtet.

So war es nun an der Zeit, das provisorische Sandplätzchen zu erneuern. Wir haben den alten Matsch entfernt und eine Drainage-Schicht mit Kies gelegt. Darauf kam ein Vlies, damit sich Kies und Sand nicht vermischen, und zuoberst Sand.

Der Sand verdichtet sich nach einer Weile etwas und man kann die Ziegenböhnchen bequem mit einem Rechen abmisten. Ab und zu bekommt das Plätzchen einen neuen Sack Sand und ist so relativ pflegeleicht.

Wir werden sehen, wie sich das neue Sandplätzchen im Ziegenstall bewährt.

In letzter Zeit habe ich viele Anfragen bekommen für Tipps über Ziegentraining und -Haltung und Anfragen für Kurse. Leider ist es im Moment schwierig Kurse zu planen. Deshalb habe ich mir verschiedene Konzepte überlegt, wie ich meine Erfahrung aus über 15 Jahren Ziegenhaltung mit euch teilen könnte. Schlussendlich bin ich auf Pateron gekommen.

Auf Patreon kannst du mich mit einem kleinen monatlichen Beitrag unterstützen und bekommst dafür ausführliche Videos über Themen, die dich besonders interessieren, inspirierende Desktop- und Handyhintergründe mit Ziegenbildern, sowie Livestreams, in denen ich deine Fragen online und Corona-tauglich beantworte.

Wenn dich das anspricht und du mich und meine kleine Herde unterstützen möchtest, guck doch mal bei Patreon vorbei. Wir freuen uns auf dich!

Alles Liebe,
Helene & die Meckerer

Ziegen im Winter | (M)ein Wintermärchen

Ziegen im Winter zu halten ist im Allgemeinen kein Problem. Besonders die robusten Gebirgsrassen wie meine Pfauenziegen, Grüenochtengeiss und Kupferhalsziege kommen gut mit Kälte klar und schlafen auch im Winter oft draussen, wenn sie die Wahl haben.

Im Gegensatz zur Kälte, mögen sie Regen und generell alles, was vom Himmel fällt überhaupt nicht. Dementsprechend war auch die Begeisterung nicht sehr gross, als die Menschin unbedingt genau dann spazieren gehen wollte, als es am meisten schneite. Das ist der Grund, weshalb meine vier Geissböcke im Video eine Decke tragen: So werden sie weniger nass. 😉

Wichtig ist im Winter vor allem, dass die Ziegen genügend gutes Heu bekommen und der Speiseplan mit Tannenästen aus dem Wald erweitert wird, denn der aktive Pansen ist ihre beste Heizung. Wenn auf der Weide Schnee liegt, bekommen meine Ziegen manchmal auch etwas Maiswürfel und ab und zu eine Karotte oder einen Apfel.

Idealerweise geht man jeden Tag kurz mit ihnen in den Wald und lässt sie dort an den Brombeersträuchern zupfen. Das ist sehr gesund, die Ziegen lieben Brombeere und die WaldbesitzerInnen sind dankbar, wenn das Gestrüpp etwas reduziert wird.

Hast du Fragen zur Haltung von Ziegen im Winter? Dann schreibe mir gerne einen Kommentar.

Abschied von Zoro

Leider muss ich Zoro im Herbst 2018 völlig unerwartet gehen lassen. Er ist scheinbar kerngesund, als er plötzlich schwere Bauchkrämpfe bekommt.

Als er aufhört zu fressen, starke Schmerzen hat und die tierärztliche Behandlung nicht anschlägt, bringen wir in ins Tierspital Bern. Die Prognose nach der Untersuchung ist niederschmetternd: Harnsteine und bereits eine Entzündung im Bauchraum aufgrund des ausgetretenen Harnstoffes. Die Chancen in seinem Zustand noch eine Operation zu überleben sind laut Tierärtzin äusserst gering… Ein Blick in seine Augen sagt mir, dass es besser ist, ihm die Schmerzen zu ersparen.

Zoro, du fehlst.

Das wunderbare Bild hat Tabitha Roth gemacht.

Wollos Beinfraktur

Als ich die Ziegen abends füttern will, finde ich einen mit von Schreck geweiteten Augen, zitternden Wollo vor. Sein rechtes Vorderbein hängt leblos in der Luft. Als ich es abtaste ist schnell klar: Das Bein ist am Unterarm (über dem Karpalgelenk) komplett gebrochen. Wie Wollo das geschafft hat ist mir bis heute schleierhaft…

Die Diagnosin der Tierärztin ist klar: Ein solcher Bruch muss operiert werden. Wäre er unter dem Karpalgelenk gewesen, hätten wir das Bein mit einer Schiene vielleicht hingekriegt. Aber oberhalb kann man die Schiene zu wenig fix befestigen. Es muss eine Platte am Knochen befestigt und ein Gips gemacht werden. Dafür muss Wollo ins Tierspital…

Dass eine Ziege ein Bein bricht gibt es schon ab und zu mal. Dass sie die Chance auf eine Operation bekommt eher selten. Zumal so ein mehrwöchiger Aufenthalt im Tierspital ein Vielfaches einer Ziege kostet…

Für mich ist aber sofort klar, dass Wollo diese Chance bekommen soll. Es wird schon irgendwie gehen. Es muss.

Im Tierspital Bern wird Wollo sofort gut betreut und schon am nächsten Morgen vom Chef operiert. Ich warte mit einem flauen Gefühl im Bauch. Eine Vollnarkose ist immer ein Risiko für eine Ziege, weil die Pansentätigkeit eingeschränkt wird.

Nach ein paar Stunden kommt endlich der erlösende Anruf: Wollo hat die Operation gut überstanden. Beim Besuch kann ich ihn aus seuchetechnischen Gründen erst nur durch die Scheibe betrachten. Er erkennt meine Stimme trotzdem sofort. Und sein verlorener Blick und klägliches Meckern trifft mich direkt ins Herz.

Die ersten Tage trägt Wollo einen Gips, der später durch eine Schiene ersetzt wird. Er bleibt noch eineinhalb Wochen im Tierspital zur Kontrolle. Wann immer es geht, bringe ich ihm frische Blätter. Er fühlt sich in seinem Böxli nicht sehr wohl und fängt schon bald an, es mit seinen Hörnern zu bearbeiten. Ein Zeichen, dass er wieder zu Kräften kommt.

Mit seinem Charme hat er übrigens das Klinikpersonal schon bald um den Finger gewickelt. Jaja, er ist und bleibt ein Charmeur.

Als ich Wollo nach Hause hole, trägt er noch während zwei Wochen die Schiene, später ein Stüztverband und am Schluss darf er das Bein endlich wieder belasten.

Er hat stark abgenommen und will anfangs nicht so recht fressen. Zum Glück nützt die Spritze vom Tierarzt und er fängt wieder zu knabbern an. Damit entscheidet er sich für die Erholung.

Heute kann Wollo sein Bein wieder normal belasten. Er hat immer noch die Platte am Knochen. Die kann auch bleiben, sofern sie ihn nicht stört. Wenn er normal geht, sieht man kaum mehr etwas. Beim Laufen hüpft er oft ein bisschen, es wirkt aber nicht so, als ob er noch Schmerzen hat. Wenn ich ihn nun springen und toben sehe, bin ich einfach nur glücklich, dass er noch da ist.