Herdenzuwachs: Kupferhalsziegen-Bock Bänz

Drei Ziegen sind zu wenig. Wer mal vier hatte, will nicht mehr drei. Viel ruhiger sind sie zu viert. Keine kommt ständig drunter.

Ziegen sind nicht zimperlig. Sie tragen ihre Hörner nicht nur zum Schmuck. Eine einzelne Ziege in eine bestehende Herde zu integrieren ist alles andere als einfach. Deshalb musste es schon eine sein, die sich vor allem gegen Wollo behaupten kann.

Ein paar Inserate, eine lange Autofahrt, ein sehr schönes Gespräch (habe ich schon mal erwähnt, dass Menschen, die Ziegen halten, alle irgendwie ganz besonders sind?) und ein paar Tränen später, tappste Kupferhalsziegen-Bock Bänz verwirrt über meine Ziegenweide.

Die ersten Wochen war er alles andere als begeistert von seinem neuen Zuhause. Er vermisste seine Herde, die er in seinen 5 Lebensjahren nie verlassen musste und schon gar nicht alleine. Mehr als verständlich also, dass er Heimweh hatte.

Spannende Spaziergänge, viel leckeres Futter und liebevolle Betreuung haben ihn aber nach und nach neuen Mut fassen lassen. Jetzt (März) ist er angekommen und entwickelt sich langsam wieder vom verschüchterten Böckli zum selbstbewussten, lustigen Ziegenbock.

Er hat viel Charme, wickelt alle um seine goldenen Locken – ähm Finger und passt sich erstaunlich gut an unsere Gewohnheiten an. Schliesslich muss er alles lernen: Sich am Halfter führen lassen, auf seinen Namen hören, sich ohne Rodeo kämmen lassen, bei Spaziergängen nicht davonlaufen, verstehen was “Nein, du springst nicht auf den Picknicktisch” bedeutet….

Schön, dass du da bist Bänzi.

Übrigens: Kupferhalsziegen gehören wie Grüenochtegeissen und Pfauenziegen zu den bedrohten Nutztierrassen von ProSpecieRara.

Abschied von Nina

Am letzten Tag des Jahres 2019 muss ich Abschied von einer meiner ersten und ältesten Ziegen nehmen: Meine lieben Nina. 2005 habe ich – unwissendes Teenie – sie – scheues Gitzi – von einem Bauernbetrieb im Emmental geholt. Wir brauchten unsere Zeit, um zusammen zu finden und Nina hat mir viele Fehler verziehen. Daraus hat sich ein tiefes Vertrauen entwickelt. Nina hätte alles für mich gemacht. Sie liebte jede Art von Kunststücken und hatte ein ganzes Repertoire davon. Show an einer Messe? Mehrtägige Wanderung? Vorführung an einer Schule? Nina war dabei.

Im Alter wurde sie ein bisschen verwirrt. Sie ging gerne ihren eigenen Weg und kam nur noch auf kürzere Spaziergänge mit. Aber immer wenn ich ihren Namen rief, haben ihre Augen geleuchtet. Bis zum Schluss.

Sie war meine kleine Kämpferin. In ihrem Leben hat sie alle möglichen Krankheiten durchgestanden und ist jedes Mal wieder aufgestanden. So hat sie auch ihren letzten Kampf mehrere Wochen lang ausgefochten. Bis das Alter doch seinen Tribut zollte. Aber als sie nicht mehr Essen konnte verliessen sie langsam die Kräfte….

Meine Kleine. Fast fünfzehn Jahre und drei Ziegengenerationen hast du mir geschenkt. Alle deine Kinder und Kindeskinder hast du überlebt. Und ich bin sicher, du bist immer noch da und wachst über uns….

Lebe Wohl Nina.

Ziegenshooting mit Andrea Rufener

Ein Ziegenshooting! Das wäre doch mal was! – Andrea Rufener ist – wie ich – Hochzeitsfotografin und macht wunderschöne Hochzeitsreportagen. Zu meinem Glück war sie sofort begeistert von der Idee meinen chaotischen Babyziegenhaufen zu besuchen und ein paar professionelle Fotos von uns zu machen.

So haben wir – nach dem Nachmittagsschöppeli für die Kleinen versteht sich – Wollo mit dem Packsattel beladen und sind mit den drei Ziegen in den Wald gezottelt. Unterwegs sind wunderschöne, ungestellte Bilder entstanden. Zur Belohnung gab es für uns Menschen am Schluss das Picnic, welches Wollo für uns getragen hatte.

Herzlichen Dank, liebe Andrea, für den gemütlichen Nachmittag und die wunderschönen Bilder. Es ist so wertvoll solche Erinnerungen zu haben. Besonders von den Ziegenkindern, denen man beim Wachsen förmlich zuschauen kann.

Unten seht ihr ein paar Impressionen von Andrea Rufener Photography und unserem Ziegenshooting.

Ziegenyoga

Warum die Yogasession nicht mal auf die Ziegenweide verlegen? Für Unterhaltung ist so auf jeden Fall gesorgt. Ziegen reagieren sehr positiv auf die ruhige Energie und legen sich meistens gerne mit auf die Matte.

Baby-Ziegen

Pfauenziegen-Böckli Chico und Walliser Grüenochten-Böckli Elvis sind eingezogen. Jetzt geht die Post ab…. 😉

Die beiden werden mit der Flasche aufgezogen. Da ist in den ersten Wochen nicht viel anders als mit einem Baby: Alle paar Stunden brauchen sie ihre Milch und viel Liebe. Zum Glück entwickeln sich Ziegenkinder aber wahnsinnig schnell, so dass wir die Anzahl an Fläschli schon bald reduzieren können.

Ziegen sollten ungefähr drei Monate lang getränkt und von Anfang an, an Raufutter gewöhnt werden. Das ist wichtig, damit ihr Pansen – das Herzstück des Wiederkäuers – seine Funktion aufnimmt. Sie sind wahnsinnig clever und schauen sich das Fressen und Sozialverhalten auch bei fremden Ziegen ab. So ist es gut möglich, Zicklein mit der Flasche aufzuziehen.

Warum überhaupt Flaschenlämmer? Der grosse Vorteil besteht darin, dass die Bindung zu den Menschen von Anfang an viel stärker ist. Bei Wanderungen orientieren sie sich immer an ihrer Bezugsperson und hören sehr zuverlässig auf ihren Namen.

Lämmer aus Milchbetrieben werden oft von den Müttern getrennt und ganz oder teilweise mit der Flasche getränkt. So bleibt mehr Milch für Ziegenkäse übrig. Bocklämmer werden häufig schon auf Ostern geschlachtet. Das ist mit ein Grund, wieso ich im Moment vor allem Böcke halte. Da ich sie als Hobby- und nicht als Nutztiere halte, kann ich wenigstens ein paar Böcken so einen schönen Lebensplatz bieten. Ausserdem werden Böcke grösser und stärker und eignen sich besser für Ziegentrekking. Und ich mag ihren Charakter. Böcke sind tatsächlich weniger zickig als Ziegen. 😉

Lassen wir uns überraschen, wie sich Chico und Elvis entwickeln. Sie sind auf jeden Fall zuckersüss.

Abschied von Zoro

Leider muss ich Zoro im Herbst 2018 völlig unerwartet gehen lassen. Er ist scheinbar kerngesund, als er plötzlich schwere Bauchkrämpfe bekommt.

Als er aufhört zu fressen, starke Schmerzen hat und die tierärztliche Behandlung nicht anschlägt, bringen wir in ins Tierspital Bern. Die Prognose nach der Untersuchung ist niederschmetternd: Harnsteine und bereits eine Entzündung im Bauchraum aufgrund des ausgetretenen Harnstoffes. Die Chancen in seinem Zustand noch eine Operation zu überleben sind laut Tierärtzin äusserst gering… Ein Blick in seine Augen sagt mir, dass es besser ist, ihm die Schmerzen zu ersparen.

Zoro, du fehlst.

Das wunderbare Bild hat Tabitha Roth gemacht.

Trekkingziegen in Ausbildung

Unsere grossen und kleinen Abenteuer der letzten beiden Jahre in einem Video. Das meiste ist mit dem Handy gefilmt. Zeigt aber trotzdem ganz schön, was wir alles erlebt haben.

In den ersten Lebensmonaten trainiere ich mit den zwei Jungs vor allem eines: Die Beziehung. Oft sitze ich stundenlang bei ihnen, kraule sie, spiele mit ihnen.

Schon früh nehme ich die zwei Jungs überall hin mit. Sie kommen auf kleine Spaziergänge mit und lernen so die Welt kennen. Sobald sie ein bisschen zu neugierig werden, lernen sie an der Leine zu laufen. Wir machen auch bald die ersten Ausflüge mit ihnen. Autofahren ist bald kein Problem mehr und sie verstehen auch, dass es beim Wandern eben ums Laufen geht.

Als das Wetter im Herbst unangenehmer wird, beschränken wir die Spaziergänge auf kleinere Runden in der Umgebung des Stalles. Wie gross die zwei Buben schon geworden sind! Unterdessen kann ich auch Nina mitnehmen. Ich bin zwar stets der schlichtende Pol, aber alle drei sind unterdessen so gut erzogen, dass sie wissen, dass sie einander beim Spazierengehen nicht verhauen dürfen. Meistens klappt es. Das macht mich schon ein bisschen stolz.

Pfauenziegen haben ein ausgeprägtes Temperament. Nina hat es noch nie an Kampfwille gefehlt. Und die zwei Jungspunde lernen nun langsam, was es heisst, sich als Ziege zu behaupten. Zoro ist das Baby, er muss zuerst noch unten durch. Aber auch er wird seinen Platz finden. Bis dahin achten wir darauf, ihm genügend stressfreie Phasen im Tag zu bieten und mit ihm das Vertrauen aufzubauen, dass er in unserer Nähe sicher ist.

Langsam übe ich mit den beiden die ersten Tricks und damit spielerisch was es heisst “zu lernen”. Sie lernen meine Stimmkommandos deuten und verstehen wann es Belohnung gibt und wann nicht. Ich arbeite viel mit der Stimme. Mein Stimmlob benutze ich ähnlich wie den Klicker. Mit der Zeit wissen meine Ziegen genau, was ein “fein” bedeutet und brauchen nicht mehr immer Futterlob dafür.

Im zweiten Jahr sind die Jungs zu stattlichen Böcken herangewachsen und wir können können grössere Touren zusammen unternehmen. Unter anderem verbringen wir mehrere Tage im Jura oder gehen unsere Freunde in Adelboden besuchen. Nina, das Grosi, bleibt bei langen Touren lieber entspannt zu Hause.

Wollo und Zoro lernen zu ziehen, einen Packsattel zu tragen und nehmen im Herbst sogar mit zwei Ponys an einem kleinen Pferdemusical teil. Sie meistern alle Herausforderungen mit viel Neugierde und einer gehörigen Portion Witz.

Wollos Beinfraktur

Als ich die Ziegen abends füttern will, finde ich einen mit von Schreck geweiteten Augen, zitternden Wollo vor. Sein rechtes Vorderbein hängt leblos in der Luft. Als ich es abtaste ist schnell klar: Das Bein ist am Unterarm (über dem Karpalgelenk) komplett gebrochen. Wie Wollo das geschafft hat ist mir bis heute schleierhaft…

Die Diagnosin der Tierärztin ist klar: Ein solcher Bruch muss operiert werden. Wäre er unter dem Karpalgelenk gewesen, hätten wir das Bein mit einer Schiene vielleicht hingekriegt. Aber oberhalb kann man die Schiene zu wenig fix befestigen. Es muss eine Platte am Knochen befestigt und ein Gips gemacht werden. Dafür muss Wollo ins Tierspital…

Dass eine Ziege ein Bein bricht gibt es schon ab und zu mal. Dass sie die Chance auf eine Operation bekommt eher selten. Zumal so ein mehrwöchiger Aufenthalt im Tierspital ein Vielfaches einer Ziege kostet…

Für mich ist aber sofort klar, dass Wollo diese Chance bekommen soll. Es wird schon irgendwie gehen. Es muss.

Im Tierspital Bern wird Wollo sofort gut betreut und schon am nächsten Morgen vom Chef operiert. Ich warte mit einem flauen Gefühl im Bauch. Eine Vollnarkose ist immer ein Risiko für eine Ziege, weil die Pansentätigkeit eingeschränkt wird.

Nach ein paar Stunden kommt endlich der erlösende Anruf: Wollo hat die Operation gut überstanden. Beim Besuch kann ich ihn aus seuchetechnischen Gründen erst nur durch die Scheibe betrachten. Er erkennt meine Stimme trotzdem sofort. Und sein verlorener Blick und klägliches Meckern trifft mich direkt ins Herz.

Die ersten Tage trägt Wollo einen Gips, der später durch eine Schiene ersetzt wird. Er bleibt noch eineinhalb Wochen im Tierspital zur Kontrolle. Wann immer es geht, bringe ich ihm frische Blätter. Er fühlt sich in seinem Böxli nicht sehr wohl und fängt schon bald an, es mit seinen Hörnern zu bearbeiten. Ein Zeichen, dass er wieder zu Kräften kommt.

Mit seinem Charme hat er übrigens das Klinikpersonal schon bald um den Finger gewickelt. Jaja, er ist und bleibt ein Charmeur.

Als ich Wollo nach Hause hole, trägt er noch während zwei Wochen die Schiene, später ein Stüztverband und am Schluss darf er das Bein endlich wieder belasten.

Er hat stark abgenommen und will anfangs nicht so recht fressen. Zum Glück nützt die Spritze vom Tierarzt und er fängt wieder zu knabbern an. Damit entscheidet er sich für die Erholung.

Heute kann Wollo sein Bein wieder normal belasten. Er hat immer noch die Platte am Knochen. Die kann auch bleiben, sofern sie ihn nicht stört. Wenn er normal geht, sieht man kaum mehr etwas. Beim Laufen hüpft er oft ein bisschen, es wirkt aber nicht so, als ob er noch Schmerzen hat. Wenn ich ihn nun springen und toben sehe, bin ich einfach nur glücklich, dass er noch da ist.

Unser erster Sommer….

In ihrem ersten Sommer lassen wir Zoro und Wollo vor allem Zeit, ihre Beziehung zu uns Menschen zu entwickeln. Wir verbringen viele Stunden bei ihnen auf der Weide. Oft legen sie sich neben uns und lassen sich genüsslich kraulen. Diese erste Prägung ist unglaublich wichtig und erleichtert beim späteren Umgang mit ihnen viel. 

Ziegen sind nämlich von Haus aus nicht gerade Kuscheltiere. Im Gegenteil. Sie haben Hörner und benutzen diese auch gerne und häufig. Durch eine konsequente, liebevolle Erziehung können sie aber lernen, die Hörner nicht gegen Menschen einzusetzen. Dabei spiegeln sie unseren Umgang mit ihnen: Wenn wir sanft und geduldig mit ihnen umgehen, tun sie dies auch mit uns. Sind wir ungeduldig und grob, werden sie nicht zögern, uns auch den letzten Nerv zu rauben.

Wir unternehmen erste Spaziergänge. Wollo und Zoro lernen verladen zu werden und begleiten uns auf verschiedene Ausflüge, auf den See, in die Bergen etc. Hier begegnen sie Menschen, Hunden, Autos…

Das alles wird uns später auf Trekkings vieles erleichtern. Wir freuen uns auf das, was kommt.

Der kleine Wollige…

“Komm vorbei und nimm ein Gitzi-Bad.” Mit diesen Worten lädt mich eine befreundete Pfauenziegen-Züchterin Anfang Februar zu sich ein. Ziegen tragen fünf Monate und werden saisonal im Herbst bockig. Das heisst im Frühling ist Gitzi Zeit.

Ziegen bekommen ein bis zwei Zicklein. In seltenen Fällen auch Drillinge. Bei einer Herde von zwanzig Ziegen kann  schon mal rund dreissig Gitzi bedeuten. Was mit “Gitzi-Bad” gemeint ist, kann man sich also vorstellen.

Die schönsten weiblichen Tiere werden zur Zucht nachgezogen. Vielleicht auch ein / zwei Böcke. Die restlichen, die Böckchen und die Mischlinge landen an Ostern auf unseren Tellern. So ist das. Das ist die Realität und hat nichts mit Tierquälerei zu tun. Ohne Gitzi keine Milch. Und ohne Milch keinen Ziegenkäse. Und was sollte man tun, wenn sich eine Herde innerhalb von einem Monat mehr als verdoppelt?

Da sind sie nun also. All diese Ziegenkinder. Mein persönliches Paradies! Meine Freunde sind von meiner Idee ein Böckli als Packgeiss mitzunehmen begeistert. Die Ziegenkinder wegzugeben ist immer einer der schwierigsten Momente für einen Züchter und so darf wenigstens eines der Böckli weiterleben. Der Entscheid für den kleinen Wolligen fällt aus dem Bauch heraus. Einfach so. Weil mich die Mischung aus Pfauenziege und Walliser Schwarzhalsziege schon immer fasziniert hat. Und ich lange Haare mag. Ja. So ist das.

So schöppelen meine Freunde Wollo für mich auf und als wir ihn im April besuchen, ist er schon ein richtiger Pascha. Zutraulich, vorwitzig, wollig und einfach wahnsinnig sympathisch.

Mit drei Monaten hole ich ihn ab. Als hätte er nie etwas anderes gemacht, lässt er sich sein Gestältli anziehen, meckert fünf Minuten im Auto, legt sich dann hin und findet sich mit der neuen Situation ab. So ist er. Solange es Essen gibt, kann’s ja nicht so schlimm sein.

Mit drei Monaten ist er struppig, halb lang-, halb kurzhaarig, eine Ziege die aussieht wie zwei in einer. Und doch für mich von Anfang an wunderschön.