Der kleine Wollige…

“Komm vorbei und nimm ein Gitzi-Bad.” Mit diesen Worten lädt mich eine befreundete Pfauenziegen-Züchterin Anfang Februar zu sich ein. Ziegen tragen fünf Monate und werden saisonal im Herbst bockig. Das heisst im Frühling ist Gitzi Zeit.

Ziegen bekommen ein bis zwei Zicklein. In seltenen Fällen auch Drillinge. Bei einer Herde von zwanzig Ziegen kann  schon mal rund dreissig Gitzi bedeuten. Was mit “Gitzi-Bad” gemeint ist, kann man sich also vorstellen.

Die schönsten weiblichen Tiere werden zur Zucht nachgezogen. Vielleicht auch ein / zwei Böcke. Die restlichen, die Böckchen und die Mischlinge landen an Ostern auf unseren Tellern. So ist das. Das ist die Realität und hat nichts mit Tierquälerei zu tun. Ohne Gitzi keine Milch. Und ohne Milch keinen Ziegenkäse. Und was sollte man tun, wenn sich eine Herde innerhalb von einem Monat mehr als verdoppelt?

Da sind sie nun also. All diese Ziegenkinder. Mein persönliches Paradies! Meine Freunde sind von meiner Idee ein Böckli als Packgeiss mitzunehmen begeistert. Die Ziegenkinder wegzugeben ist immer einer der schwierigsten Momente für einen Züchter und so darf wenigstens eines der Böckli weiterleben. Der Entscheid für den kleinen Wolligen fällt aus dem Bauch heraus. Einfach so. Weil mich die Mischung aus Pfauenziege und Walliser Schwarzhalsziege schon immer fasziniert hat. Und ich lange Haare mag. Ja. So ist das.

So schöppelen meine Freunde Wollo für mich auf und als wir ihn im April besuchen, ist er schon ein richtiger Pascha. Zutraulich, vorwitzig, wollig und einfach wahnsinnig sympathisch.

Mit drei Monaten hole ich ihn ab. Als hätte er nie etwas anderes gemacht, lässt er sich sein Gestältli anziehen, meckert fünf Minuten im Auto, legt sich dann hin und findet sich mit der neuen Situation ab. So ist er. Solange es Essen gibt, kann’s ja nicht so schlimm sein.

Mit drei Monaten ist er struppig, halb lang-, halb kurzhaarig, eine Ziege die aussieht wie zwei in einer. Und doch für mich von Anfang an wunderschön.