Ziegentrekking mit Kindern – geht das?
Diese Frage wird mir oft bei der Buchung von Ziegentrekkings gestellt und in diesem Beitrag möchte ich etwas ausführlicher darauf antworten.
Spoiler vorneweg: Ja, Ziegentrekking mit Kindern geht. Sehr gut sogar. Aber es ist nicht für alle Familien gleich gut geeignet. Man muss sich auf diese temperamentvollen, quirligen Tiere einlassen wollen und damit umgehen können, dass es anfangs vielleicht noch etwas chaotisch und wild zu und her geht.
Denn das muss man ganz klar sagen: Ziegen sind keine Esel. Und auch keine Schafe. Sie bewegen sich viel schneller, sind aufgeweckt und sehr klar in ihrer Kommunikation. Untereinander haben Ziegen eine regelrechte Hackordnung und es muss in jeder Situation klar gestellt werden, wer der Chef ist. Auch wenn meine Ziegen ihre Hörner nur untereinander und nicht gegen Menschen einsetzen, muss man Acht geben, dass die Kinder nicht zwischen zwei Ziegen stehen die einen Konflikt austragen oder nicht zu nah, wenn die Ziegen mit den langen Hörnern den Kopf herumdrehen.
Meine Ziegenböcke sind ziemlich gross, ähnlich wie kleine Ponys und haben fast so lange Hörner wie Steinböcke. So ist es nur logisch, dass Kinder, die sich mit ihrem Gesicht genau auf der Höhe der Hörner befinden, oft erst mal Respekt haben. Respekt ist gut. Den sollten Kinder vor allen Tieren haben, die sie nicht kennen und noch nicht einschätzen können.
Am Anfang des Ziegentrekkings sind die Ziegen meistens etwas nervös und testen die neuen Menschen: Sie versuchen vielleicht die Leine aus der Hand zu ziehen, schütteln den Kopf mit den Hörnern oder stehen auf den Fuss. Du musst dich also erst mal behaupten, um Leitziege zu werden. Wenn du dir die Leine nicht aus der Hand ziehen lässt und den behornten Kopf unbeeindruckt von dir weg schiebst, wirst du respektiert. Für ängstliche Kinder (oder Eltern) ist das am Anfang aber oft noch schwierig.
Ich denke, dass gerade diese Kinder jedoch am meisten von einem Ziegentrekking profitieren können: Ziegen fordern eine klare Körpersprache von uns. Wenn du zögerlich bist und nur leise “Nein” sagst, werden sie dich nicht respektieren. Wenn sich das Kind nach der Aufwärmphase langsam etwas mehr getraut, können wir das mit den Ziegen üben: Hinstehen und klar “Nein” sagen, sich nicht bedrängen lassen. Sobald die Ziege dann tatsächlich darauf reagiert, ist das ein grosses Erfolgserlebnis für den kleinen Menschen.
Wenn du dich also fragst, ob du mit deinen Kindern ein Ziegentrekking buchen solltest, dann kann ich dir das so beantworten:
Wenn du noch sehr kleine oder sehr ängstliche Kinder hast, dann probiere vielleicht lieber zuerst ein Esel-, Pferde- oder Lamatrekking.
Mutigere Kinder haben an der aufgeweckten Art von Ziegen meistens einen Riesenspass und springen schon bald mit ihnen über Stock und Stein.
Für ängstliche oder zurückhaltende Kinder kann ein Ziegentrekking sehr wertvoll sein, weil sie über ihren Schatten springen und für sich einstehen dürfen. Wichtig dafür ist aber, dass sich alle – vor allem auch die Eltern – darauf einlassen wollen. Es kann auch sein, dass es doch noch zu viel ist für den kleinen Menschen.
Wir nehmen uns viel Zeit und ich versuche auf jedes Kind und jeden Erwachsenen einzugehen, zu erklären und die Gelegenheit zu bieten, selbst auszuprobieren, wie die Ziegen auf einen reagieren. Aber wir arbeiten mit Lebewesen, die sich nicht immer steuern lassen und ihre eigenen Befindlichkeiten mitbringen.
Ich bin der Meinung, jedes Kind (und jeder Erwachsene) sollte Kontakt mit Tieren haben können, weil Tiere uns mit unseren Wurzeln verbinden, uns einen Spiegel vorhalten und wir durch sie unglaublich viel über uns selbst erfahren können. Mit Ziegen läuft das temperamentvoll, lustig und lebendig ab. Das entspricht nicht jedem. Daher frage dich einfach, ob du und deine Kinder Lust auf diese Erfahrung habt oder ob ihr lieber mit einem ruhigeren Tier beginnen möchtet.